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Samstag, 12. Juli 2014

... und draußen bellt ein Kind.

Es ist Samstag. Ein angenehmer Julitag reicht über den Mittag. Meinen Kaffee habe ich heute spät getrunken. Es halb zwei; halb zwei nachmittags.
Manchmal verdecken ein paar zügige Wölkchen den Himmel. Ein sanfter Wind lässt sie ziehen.
Ich denke über den weiteren Ablauf des Tages nach, als plötzlich eine Frau mit Hund und einem halbwüchsigen Jungen die Straße entlang kommt. Nichts Ungewöhnliches soweit.

Der Junge ist recht blass, rothaarig, was nun auch nicht außergewöhnlich erscheint. Der Junge trägt eine lange Hose, den Oberkörper bedeckt kein T-Shirt. Auch nicht weiter tragisch. Sie laufen gemütlich den Weg entlang. Ein Bauzaun umgibt eine brachliegende Fläche, auf der zukünftig gebaut werden soll. Der Bauzaun macht Lärm. Eigentlich nicht.

Die drei bleiben am Bauzaun stehen. Stehen auch deshalb, da der Junge sich am Bauzaun festgekrallt hat. Er rüttelt ihn. Es lärmt, wie eben ein Bauzaun lärmt, wenn man ihn ständig rüttelt.  Ich schaue nun genauer hin. Der rothaarige Schopf geht immer im gleichen Takt. Mit dem Rütteln des Zauns. Dabei stößt er seltsame Laute aus. Das dauernd Gleichbleibende macht mich stutzig: Das ist kein Jungenspiel mehr.

Die ihn begleitende junge Frau macht wenig Anstalten, ihn von seinem Vorhaben, den Zaun ständig zu rütteln, abzubringen. Sie schaut unbeteiligt. Der Hund ist ruhig. Es kennt offenbar solche Situationen. Der Junge ist nicht normal. Es erschreckt mich. Mitleid kommt bei mir auf. Dieser junge Mensch, sein Leben noch vor sich, im Anflug der Manneskraft, und es doch niemals richtig bewußt werdend.
Er bellt. Es klingt wie ein aus tiefster Brust kommendes Bellen. Wie ein Anfall von Keuchhusten. Immer wieder in kleinen Abständen. Abwechselnd mit spitzen Schreien rüttelt er weiterhin am Bauzaun.
Dann nimmt ihn die junge Frau kurz weg. Sie gehen um die Baustelle herum, auf die andere Seite,  dort setzen sie sich auf den Gehsteig. Der Junge stößt weiterhin spitze Schreie aus, die von keuchhustenähnlichem Bellen in kleinen ruhigen Abständen, in denen er immer den Kopf hin- und her dreht, begleitet werden.
Dann zieht er spontan seine Schuhe aus. Wirft sie auf die Straße. Die Straße ist ohne Verkehr. Es ist eine verkehrsberuhigte Wohnstraße. Die Frau steht auf und holt den Schuh wieder. Zieht ihn wieder an. Worauf der nächste Schuhe in halbhohem Bogen durch die Luft fliegt.

Auf dem angrenzenden Rad- und Fußweg kommen Menschen heran. Sie schauen. Manche bleiben auch verwundert stehen. Dann gehen wie weiter. Die seltsamen Handlungen des Jungen berühren sie dennoch. Es ist fremd. Fremdheit macht unsicher.
Unsicher etwas gehen sie auch weiter.
Manche sagen auch einfach: "Der spinnt ..."

Das sind solche Situationen,  Momente, Begebenheiten, wo man doch froh ist.
Froh, dass man "normale" Kinder bekommen hat. Das Leid nicht mit ansehen muss. Obwohl der Leidtragende ja nicht das Kind ist, sondern doch mehr die Begleitenden. Die, die sein Leid mit ansehen und begleiten müssen.
Denn helfen, helfen kann man nicht.

("Sie" = ich; reale Begebenheit)

Samstag, 19. Oktober 2013

Jäger auf der Pirsch. Mitten im Stadtgetriebe.

Freitagnachmittag. Ich bin in der Stadt unterwegs. Im Norden Nürnbergs. Am Knoblauchsland angrenzend ein landwirtschaftliches Feld. Dort wachsen in Reihen Pflanzen. Das Feld ist nicht umzäunt. Praktisch von jedem zugänglich.
Die Sonne scheint hell und freundlich. Ich will eine Straße übequeren. Es knallt.
"Das war doch ein Schuss?", denke ich spontan.
Auf der anderen Straßenseite angekommen, sehe ich auf dem angrenzenden Feld in Reih und Glied einige Männer in Gleichschritt die Beetfurchen mit einem Schritt durchschreiten.
Der erste ist uniformiert, Jägerart, und trägt eine Schrotflinte. Schießbereit schreiten alle vorwärts.
Er bückt sich und hebt in den Beetfurchen einen Hasen auf.
Zappelnd noch, hält er ihn an den Ohren. Alle gehen weiter, offensichtlich neue "Beute" suchend,  ja erwartend.
An der angrenzenden Straße herrscht Wochenendstimmung. Hektisch und schnell. Die Straße ist von Betrieben und Wohnhäusern seitlich bebaut. Eine Firma hat Dienstschluss. Rege.  Hektisch. Die Arbeiter wollen alle nach Hause.
Ich steige in mein Auto ein und fahre weg. Richtung Innenstadt. Heimwärts.
. . . . . . . . . . . . . . . .

Die Sache mit dem Schuss auf freier Fläche ließ mich nicht los und fragte mich:
IST ES RECHTENS, AUF ÖFFENTLICHER FLUR, MITTEN IM STADTGETRIEBE! EINE SCHUSSWAFFE ZU GEBRAUCHEN?
Öffentliches Zuschaustellen von Tötungsdelikten?
Was ist, wenn Kinder zuschauen?
Was ist, wenn "aus Versehen" jemand getroffen würde???

Montag, 30. September 2013

Erkältung oder "a widder neet ..."

Heute angestanden in der Apotheke. Naja ... könnte am Wetter liegen.

Eine Frau um die Fünfzig ist vor mir an der Reihe:
"... also ich möcht' wos fier mein Moo. Wissens, der is erkältet oder a widder net, jedenfalls bräucht ich wos fier ihn", sagte sie zur Apothekenverkäuferin.
Diese schaute kritisch und litt mimikmäßig gleich mit.
"Hmmm ... naja  ...", gab sie von sich und  griff zielstrebig hinter sich ins Regal, entnahm eine grün-bläuliche Packung mit einem Universalheilmittel, welche sich als Schmerzmittel allenthalben entpuppte.

"Nehmens dess", meinte sie zur Fünfzigerin.
"... des is für alle Fälle des Richtige!"

Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn sowie die etwas kniffligen um die Mundwinkel verschoben sich in Richtung Positiv.

Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung legte sie das Kleingeld auf die Theke.
Der Preis war egal, Hauptsache ein schnelles Mittelchen war gefunden, für den offensichtlich darniederliegenden Ehegatten, welcher sicher daheim sehnlichst auf die Ankunft des hoffentlich helfenden Präparats wartete.

Obs geholfen hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich kannte die Frau nicht.
Trotzdem konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn auch ich stand mit einem Rezept meines Mannes an der Theke.

... und die Apothekenumschau nahm ich auch gleich mit.
"Männergesundheit", stand auf der Titelseite des Magazins. Ein strahlendes Männerantlitz inklusive.

... könnte am Wetter liegen, könnte man meinen.